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Valeria Fahrenkrog
Ivo Weber

„Als Stimulator der Wahrnehmung unserer selbst und der anderen ist die Kunst intellektueller Ideengeber und ein Motor für das Funktionieren und den Wandel unseres Seins. Damit gehört sie fundamental zur demokratischen Verfasstheit unserer Gesellschaft.“

Stefanie Kreuzer im Katalog zur Ausstellung Duett mit Künstler:in, Museum Morsbroich 2017

wanderspace lädt Künstler:innen ein, im ländlichen Südwestfalen zu arbeiten und sich über einen längeren Zeitraum mit der Region und ihren Besonderheiten zu befassen. Es entsteht jeweils eine künstlerische, bleibende oder temporär angelegte Arbeit vor Ort. Ein wesentliches Moment der wandergäste ist die Möglichkeit zur Partizipation und die Einbindung der Menschen vor Ort. Dies kann im Kunstwerk angelegt sein und/oder durch ein Rahmenprogramm initiiert werden.

Valeria Fahrenkrog, Anordnung #7 (Siegen), Detail, Print auf Affichenpapier, 2024

Valeria Fahrenkrog "Material, Anordnungen, Siegen"

Im Sommersemester 2024 ist die Künstlerin Valeria Fahrenkrog (*1980, Asunción, Paraguay) zu Gast in Siegen. Über die Dauer von mehreren Wochen hat die chilenisch-deutsche Künstlerin ortsspezifische Untersuchungen im Stadtraum von Siegen gemacht.

Fahrenkrogs Ausgangspunkt ist das Arbeitsprinzip des „kleinstmöglichen Eingriffs“ (l'intervento minimo) nach dem Schweizer Soziologen Lucius Burckhardt. Die Theorie die Burckhardt mit dem Pariser Landschaftsarchitekten Bernard Lassus entwickelte, vollzog eine fundamentale Kritik am unverantwortlichen Umgang mit begrenz­ten Ressourcen. Es geht um die Frage, wie sich mit möglichst wenig Aufwand unsere Wahrnehmung verändern lässt. In zahlreichen Spaziergängen vom Stadtzentrum in die Peripherie bis aufs Land, hat die studierte Medienkünstlerin Texturen, Objekte und Formen sowie zufällige Materialanordnungen fotografisch dokumentiert und diese in Zeichnungen und grafische Bildflächen übersetzt. Diese entstandenen Bilder dienen als Ausgangsmaterial zur Intervention im öffentlichen Raum an drei unterschiedlichen Orten in Siegen.

Für den wanderspace startete die Künstlerin ihre Untersuchungen im Herzen der Stadt, im „feinbier Unterwegs“ - dem ehemaligen Outdoorgeschäft an der Sandstraße, der Leerstand dient aktuell als Experimentierfläche der Fakultät II. Ausgehend von den noch deutlich vorhandenen Nutzungsspuren, hat die Künstlerin von dem Innenhof aus, an der Fassade entlang alte Werbetafeln, Banner, Restholz von Einbauten genutzt, und diese als Träger für ihre Zeichnungen, Prints und Malereien umgewandelt. Valeria Fahrenkrog arbeitet mit gebrauchtem Material, und kombiniert dies mit visuellem Material - ihren Beobachtungen im Stadtraum - die sie in Form von Zeichnungen, Grafiken und Malereien auf Fundstücken anbringt.

Mittwoch 26.6.24
15—18 Uhr Panzerwiese (Bushaltestelle DRK-Kinderklinik, Parkplatz Panzerwiese)

Freitag 28.6.24
12—15 Uhr Buschhütten (Berliner Straße, Buschhütten, Haltestelle Buschhütten Theodor-Heuss-Weg)

Mittwoch 3.7.24
18—20 Uhr feinbier Unterwegs (Sandstraße 22)

Es ist keine Anmeldung erforderlich. Die Veranstaltung wird fotografisch dokumentiert.

Mehr zu Valeria Fahrenkrog: dreipalmen.com und mitkunstzentrale.de

Fotos: Lea Segieth, Stefanie Klingemann, Valeria Fahrenkrog

Ivo Weber "7 Tage, 7 Hügel – Waldfegen"

Für Oktober 2023 haben wir den Künstler Ivo Weber mit der performativen Kunstaktion
"7 Tage - 7 Hügel. Waldfegen" eingeladen. Er entwickelte, ausgehend von seiner seit über achtzehn Jahren erfolgreichen Reihe Waldfegen, ein Konzept, welches speziell auf das Siegerland Bezug nimmt.

An sieben Tagen nahmen Siegener:innen aus verschieden Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – wie z.B. der Bürgermeister, Kulturschaffende, aber auch weitere Akteur:innen der Waldwirtschaft und interessierte Bürger:innen, Studieren- de, Schüler:innen oder Senior:innen – gemeinsam mit dem Künstler auf den sieben Hügeln der Stadt, vom Giersberg bis zum Siegberg, künstlerische Interventionen vor. Durch das Fegen trugen die Teilnehmenden Sorge für den Wald und das Erscheinungsbild ihrer Stadt. Die gemeinsame Erfahrung und der Austausch untereinander stärkten das Gefühl der Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit innerhalb der Stadtgesellschaft. Als künstlerische-symbolische Handlung, ist das Fegen eine Re-Inszenierung der historischen Kultivierung von Natur. Nach getaner Arbeit wurden die gefegten Areale fotografiert und der vorgefundene Zustand des Waldstücks wiederhergestellt.

Anschließend wurde die dokumentierte Aktion für einige Zeit auf Plakatwänden im Stadtraum präsentiert, um auch auf diese Weise weitere Begegnungen innerhalb der Stadtgesellschaft zu ermöglichen. Den Abschluss der Aktion bildete eine gemeinsame Wanderung vom Schlosspark aus zu den Räumen des Fach Kunst in der Spandauer Str. 40. Teilnehmer:innen des Waldfegens hielten dabei Banner mit Abbildungen der vorausgegangenen Kunstaktion im Wald, um diese auch in den Stadtraum zu tragen.

Die Publikation zu Ivo Weber finden sie unter Info > Publikationen.

Mehr zu Ivo Weber: https://www.ivoweber.de/